Es
gibt so viele Kafka-Interpretationen und -Analysen
Weil
sie kaum zu widerlegen sind, publizierte Interpretationen.
"Der
Prozess" kann durchaus auch als vollendet betrachtet werden, bis
auf den Abschluss des "Achten Kapitels"; das Werk besteht
aus abgeschlossenen Episoden, es gibt ein Ende; die Fragmente sollte
man weglassen. Die einzelnen Kapitel sind spannend und in sich
abgeschlossen: Kafka blickte einfach nicht, dass das Romanschreiben
seine Stärke war.
"Achtes
Kapitel"
Fragmentende
von mir: Und K., der durch das Zuhören und Lenis Verhalten ermüdet
war, bekräftigte die Mandatsentziehung für den Advokaten Huld,
verabschiedete sich und ging. Leni brachte ihn zur Tür, sie drückte
noch einmal kurz K.'s Hand, dann hatte er auch schon den Hausblock
verlassen; wie gewöhnlich regnete es, K. dachte an Elsa, aber auch
an das Gericht, dem er sich nun verstärkt zuwenden wollte.
Alternative
K.
verließ die Wohnung, ohne noch ein Wort zu verlieren.
Nochmals
2000 (Juli)
"'Dichter
über ihre Dichtungen', 'Franz Kafka'; 2 minus, als Bewertung, da
Kafkas Sprache teilweise schwer verständlich ist, außerdem mir des
Öfteren der Zusammenhang, Bezug zu manchen aufgeführten Werken
fehlt.
Es
handelt sich sicherlich um ein Kafka-Studiumbuch für Kenner;
angeblich enthält es alle Aussagen Kafkas zu den eigenen Schriften,
was ich bezweifele. Die Aussagen Kafkas sind von den Herausgebern E.
Heller und J. Beug aus dem Zusammenhang der Erzählungen (?),
Tagebücher, Briefe Kafkas und Erinnerungen Max Brods und Gustav
Janouchs gerissen worden, entnommen.
Bestimmte
Passagen mehrmals gelesen (für Kafka braucht man schon ein gewisses
Händchen, geistiges Fingerspitzengefühl)."
2007
Aus
"Dichter über ihre Dichtungen" kannte ich im August 2000
einige persönliche Meinungen Kafkas, daher auch mein damaliger,
guter Blick, mit Überreligiosität hatte der gute Franz nichts am
Hut, zumindest nicht in seinen schriftlichen Ausführungen, obwohl er
Jude war, auch die Entwicklungen des Judentums verfolgte. Und es ist
ja auch kein Wunder, dass Kafka ein berühmter Autor wurde, Brod
nicht, obwohl Maxe ein guter Geschäftsmann war, der aus dem Toten
bestimmt seinen Reibach machte.
Und
Kafka hatte schon recht, dass man beim Schreiben abirren kann; den
rechten Weg nicht findet, das auszusagen, was man intendierte;
dennoch kann man Gutes schreiben (wie ich es manchmal mache, obwohl
ich heute nur umher irre), das blickte Kafka nicht.
"Die
Aeroplane" und so
Was
das Nachwort von Lettau anbelangt, da stimme ich meiner früheren
Auffassung zu, obwohl ne 8 als Note wohl gerechter wäre (auf einer
Sechserwertskala, die mit der besten Note ganz klein anfängt, ner
1). Das Buch ist pure Geschäftemacherei, stimmt, 2000 blickte ich
aber nicht, dass Erzählungen nicht unbedingt in einem Zusammenhang
gesehen werden müssen, sondern eigentlich für sich wirken sollten,
was sie übrigens auch taten. Das Auseinanderreißen des Werkes von
Kafka hing damit zusammen, dass alle drei Romane posthum
veröffentlicht wurden ("Der Prozess", "Amerika"
oder "Der Verschollene"; "Das Schloss"), Brod
Kafkas Tagebücher, Notizen etc. nach brauchbaren Erzählungen
durchforstete (auch Kafka hatte zu Lebzeiten aus seinen Romanen, aus
größeren Zusammenhängen, geliebte Stücke publiziert, z.B. die
"Türhüter"-Story "Vor dem Gesetz", aus dem
"Prozess"); danach wurden die Tagebücher veröffentlicht,
die die herausgezogenen KG's nicht mehr enthielten, usw.: Bei der
Erstausgabe des "Prozesses" z.B. erschienen nur die
vollständigen Kapitel; das Werk fand sein Publikum, Brod nutzte das
aus, in der zweiten Ausgabe kamen die Fragmente hinzu, außerdem
wurden alle von Kafka durchgestrichenen Textalternativen bzw.
-Zusätze aufgelöst; und in der Dritten Ausgabe kam noch die
Fragwürdigkeit der Kapiteleinteilung ins Spiel (Kafka benannte die
Kapitel, nummerierte sie aber nicht), Brod schreibt unter anderem,
dass das "Fünfte Kapitel" ("Der Prügler") evtl.
als "Zweites Kapitel" gedacht sein konnte (er meinte sich
dessen aus dem Gedächtnis möglicherweise zu erinnern), wofür von
der Logik her eigentlich nichts spricht, sogar einiges dagegen, da K.
sich erst im 2. Kapitel über seine "Festnehmer" beschwert,
wofür sie vom "Prügler" geprügelt werden. Josef K.'s
Beschwerde erfolgt bei der ersten Untersuchung, die an einem Sonntag
nach der "Verhaftung" stattfand; das Gespräch mit Frau
Montag, der Freundin von Frau Bürstner, fand ebenfalls am Sonntag
statt, nachdem K. paar Tage hintereinander vergeblich versuchte, Frau
B. für eine Aussprache zu gewinnen, nach dem sich kennen lernen am
Verhaftungstage.
Brod
hat den Autoren Kafka nicht geblickt, er war aber ein guter
Geschäftsmann. Und ich war 2000 ein unfähiger Zitierer, unheimlich
schlampig, z.B. stellte ich das "Es ist ein Mandat"-Zitat
um, ohne dies zu kennzeichnen, es lautet: "Lebend stirbt man,
sterbend lebt man"; ich schrieb: "Sterbend lebt man, lebend
stirbt man"; ist dadurch der Sinn verkehrt worden? Wohl nicht,
aber Kafkas Intention wurde von mir aus purem Leichtsinn verändert
(anstatt z.B. die indirekte Rede zu wählen, die ich beherrschte).
Bei
der "Skizze einer Selbstbiographie" (a.a.O., S. 112 ff.)
schnallte ich nicht, ob sie autobiographisch war oder nicht (ja!),
außerdem bricht sie in einem Gleichnis ab, ist also unvollendet, das
verunsicherte mich 2000, ich wollte immer ein Ende haben.
"Fragment
des 'Unterstaatsanwalts'" (a.a.O., S. 125 ff.)
Der
Unterstaatsanwalt stellt sich vor, was wäre, wenn er
Oberstaatsanwalt wäre, um den Bezirksrichter durch eine neue Ordnung
zu zerschmettern; der Fall des dann ehemaligen Unterstaatsanwalts
würde zur Aussprache stehen, ihm Gerechtigkeit widerfahren werden.
Und dann schildert Kafka den Fall, der sich vor 15 Jahren ereignete,
der zum Beförderungsstopp führte (der Unterstaatsanwalt stand kurz
vor der Beförderung zum "10. Staatsanwalt", Witz!). Es
ging um eine Majestätsbeleidigung, die der Unterstaatsanwalt
nebensächlich machte (indem er eine öffentliche Verhandlung
öffentlich machte?), deshalb das Diszi? Das Fragment ist
unausgewogen.
"Die
Aeroplane in Brescia"
Diese
Geschichte ist von 1909, langweilig, deshalb war ich 2000 unsicher,
ob sie von Kafka stammt, denn alle Erzählungen, Fragmente, Romane
von Kafka haben eines gemein, sie sind spannend, werfen Fragen auf,
sind aber nicht so plan wie die "Aeroplane", die in Max
Brods Kafka-Biographie erstveröffentlicht wurde: "Franz Kafka.
Eine Biographie", FfM 1966.
"Die
Aeroplane in Brescia" ist eine Reisebeschreibung, die Kafka Brod
schenkte, möglicherweise hat sich aber doch Brod versucht (neue
Kafka-Stücke zu "entdecken").
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