Mittwoch, 8. November 2017

Frau Jesenska/Der Prozess (Brodsche Fassung)/Neuordnung/Glück in Ravensbrück/Kafka/Intelligentsia

Milena starb 1944 im KZ Ravensbrück an Entkräftung
Wie ich ihrer Biographie von Margarete Buber-Neumann entnahm: "Kafkas Freundin Milena", München, 1963. Also überlebte sie Franz um 20 Jahre, und immer krank, am leiden.

In letzter Zeit bin ich fast immer extrovertiert
Weil ich gut aussehe! Auch wegen der 2011-3-Redigierpassagen, dem Kafka-Lesen, der Studiumsaufgabe.

Comme Kafka aussi, aber Berger
Berger wie Kafka: "Ich habe Angst, dass ich nicht einschlafe, oh, diese geistige Potenz!" Wie wahr.

KAFKA
Am 17.08.2000 begann ich das "Kafka"-Stück zu schreiben
Mein erstes Schreibthema, könnte man sagen...

"'Die Aeroplane in Brescia und andere Texte' beendet
144 Seiten; 15 Stories (2 - 20 Seiten lang), zwischen mangelhaft und sehr gut; 2 unverständliche, also unverwertbare Geschichten: 'Fragment des "Unterstaatsanwalts"' und 'Skizze einer Selbstbiographie'. Beim Titelstück Verdacht, dass die Story nicht von Kafka stammt, sondern von Brod o.a. (Sondernote 3 -), Notendurchschnitt der Kurzgeschichten: 3 +; tatsächliche Buchnote aber 2 +, da ich vom Buch gefesselt wurde und es in einem Zug durchlas, einige Stories zweimal. Nachwort von Reinhard Lettau, 6 - (noch nie hat ein Mensch Kafka so wenig begriffen wie Lettau, außerdem glänzt er im Nachwort durch eine bemerkenswerte Formulierungsunfähigkeit", dass er eigentlich ne 7 als Schulnote verdient hätte). "Für einen, der Kafka nicht studiert hat, etwas schwer, den Zusammenhang der einzelnen Geschichten zu sehen, da keine Erläuterungen hinzugefügt wurden, reine, kommerzielle Ausschlachtung des Namens.
Kafka wühlt die eigenen Urängste in einem, in sich selbst auf. Ich glaube vieles von Kafka zu verstehen, u.a. dass es bei einigen Stories nichts zu verstehen gibt, sie einfach unvollendet sind. Gute oder schlechte, auch mittelmäßige Ideen, Spontaneinfälle, wurden nicht zu Ende geführt (das Interesse erlahmte, Unzufriedenheit mit der Geschichte, dem Inhalt stellte sich ein), weil sie einfach einer Augenblicksidee entsprangen und dann nicht in letzter Konsequenz durchgeführt wurden bzw. konnten: Müdigkeit, der regelmäßige Arbeitsgang im Büro, erlahmendes Interesse, Selbstzweifel, der Faden konnte nicht mehr richtig aufgenommen werden, riss; Hypochondrie, tatsächliche Krankheiten, zum Ende des Lebens hin; auch Nachlassen der geistigen Potenz, Konzentrationsmängel, Lethargie. Ein weiterer Grund für Kafkas Mystifikation ist die kommerzielle Ausschlachtung durch Max Brod und die Verlage, primär Schocken und Fischer; u.a. das Reißen aus dem Zusammenhang, Glorifizierung (jedes, aber auch jedes Wort wurde im Original übernommen, im Laufe der Neuausgaben und Sichtungen des Nachlasses ohne zu große zeitliche Sorgfalt); sprachliche Deutungsversuche: Ich bin der Meinung, dass Kafka einfach die Grammatik nicht hundertprozentig beherrschte, ein Indiz, z.B. bei schnellem Schreiben, vor allem abends und in Zeitnot, machte er einiges Nebensächliche verkehrt, die Redigierung fehlt. Trotz allem ist Kafka ein großer Autor.
'Die Aeroplane in Brescia und andere Texte' erschien im S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1977: 'Es ist ein Mandat' ist ein Gleichnis, das zuerst erklärt wurde, ein schlechtes Gleichnis übrigens, mit einem schwachsinnigen Titel (von wem stammt er?) und einer logischen Aussage, die aber erst erkannt und formuliert werden musste: 'Lebend stirbt man,
sterbend lebt man', a.a.O., Seite 120."

18.08.2000, Samstag:
"Den 'Prozess' von Franz Kafka beendet: Inhaltlich 4, als Note; Spannung und Flüssigkeit: 2 +; mit drei Nachworten von Max Brod versehen, 328 Seiten, im S. Fischer Verlag erschienen, FfM, 1965; Roman mit Anfang und Ende, ca. 10 Kapitel fehlen."

20.08.00, Sonntag:
"Kafka hat wie eine Sucht von mir Besitz ergriffen, jetzt lese ich schon das dritte Buch in 4 Tagen von ihm. Sogar 'Der Prozess' hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt; Ausnahme: die Seiten 81 bis 92, Ende des 3. Kapitels der 3. Ausgabe der Gesammelten Werke.
Im Gegensatz zu Brod würde ich die Kapitel bzw. Fragmente wie folgt ordnen:
1). 'Erstes Kapitel' ('Verhaftung'; 'Gespräch mit Frau Grubach'; 'Dann Fräulein Bürstner').
2). 'Viertes Kapitel' ('Die Freundin des Fräulein Bürstner').
3). 'Zweites Kapitel' ('Erste Untersuchung').
4). 'Drittes Kapitel' ('Im leeren Sitzungssaal'; 'Der Student'; 'Die Kanzleien').
5). 'Zu Elsa'.
6). 'Fünftes Kapitel' ('Der Prügler'), ein notwendiges Kapitel, irgendwo nach Kapitel 2 anzuordnen, könnte aber auch bis zum 7. Kapitel stehen, inhaltlich, der Ort des Geschehens ist fraglich (Bankgebäude).
7). 'Sechstes Kapitel' ('Der Onkel'; 'Leni').
8). 'Ein Fragment' (könnte auch Teil des 6. Kapitels sein, der Abschluss).
9). 'Siebentes Kapitel' ('Advokat'; 'Fabrikant'; 'Maler').
10). 'Staatsanwalt'; laut Aussage Brods zeitlich und inhaltlich nicht einzuordnen.
11). 'Achtes Kapitel' ('Kaufmann Block'; 'Kündigung des Advokaten').
12). 'Das Haus'; der gestrichene Teil, zumindest aber seit: 'Wie einfach war die Überlistung des Gerichtes!' könnte auch nach dem 'Zehnten Kapitel' spielen, nach Josef K.'s 'Ende'.
13). 'Neuntes Kapitel' ('Im Dom').
14). 'Fahrt zur Mutter'.
15). 'Zehntes Kapitel' ('Ende').
Das Fragment 'Kampf mit dem Direktor-Stellvertreter' ist weder zeitlich noch inhaltlich eindeutig einzuordnen, vermutlich aber zwischen Kapitel 7 und 9 (K. fühlte sich mal wieder stark). Vor dem 'Zehnten' Kapitel fehlen einige, da K. sich dort völlig ergeben hat, nicht mehr kämpft. Der Roman beginnt mit K. als lässigem Helden, der alles nicht zu eng sieht, bis zum 'Sechsten' Kapitel. Vom 'Sechsten' bis 'Neunten' Kapitel ist Josef K. vom Prozess doch betroffen, teilweise stark und kämpfend, teilweise mitgenommen, depressiv und auch kränklich. Zwischen 'Achtem' Kapitel, dem 'Haus' und dem 'Neunten' Kapitel fehlen einige (zeitlich zu große Lücken).
'Der Prozess' beginnt als Kritik an gesellschaftlichen Zuständen (Gerichtswesen, Verwaltung [Verselbständigung und Unüberschaubarkeit], Staat, Bestechlichkeit, u.a.), dann schildert er die Verlorenheit des Individuums, der Intelligenzija, etc. (Selbstbedauern Kafkas, auch die Kapitel mit den Frauen lassen darauf schließen), dann folgen religiöse Wirrnisse (ziemlich planlose Mystifizierung des Gerichts und der Vollzugsbeamten, sinnlose Erklärung des Gleichnisses vom 'Türhüter' im Dom; Kafka bringt zwar gute Gleichnisse, ist aber nicht imstande, sie zu erklären; es ist an und für sich schwachsinnig, einleuchtende Gleichnisse umständlich zu
erklären), logisch nicht entwirrbare, da verwirrte Darstellung von Handlungen der Personen oben und unten.
Ich bin mir absolut sicher, dass George Orwell den 'Prozess' gelesen hat, '1984' ist eine komprimierte, durchorganisierte, neuere Fassung des 'Prozesses' (am Anfang des 'Prozesses' schien es mir, als lese ich 'l984'), das einzige, was den 'Prozess'-Roman sinnvoll macht, neben den vielen Deutungsversuchen eines einfachen Werkes. Es wäre nicht schlimm gewesen, kein Verlust für die Literatur, wenn das Manuskript verbrannt worden wäre.
Urängste zwischen Glauben und Aberglauben, Himmel und Hölle (Angst vor dem Etwas nach dem Tode) ließ das Buch im ersten Augenblick bei mir entstehen, nicht nur der Schlussabsatz, dass K. das Messer zweimal im Herzen umgedreht wurde und er 'wie ein Hund' verreckte, dachte K.
Eine Frage stellt Kafka speziell im Schlusskapitel: Selbstmord, ja oder nein? Warten auf den Tod (z.B. bei schwerer Krankheit) oder Erlösung und dann Bestrafung (Bestraftwerden)? Gott sei Dank ist Kafka viel deutbar, falls Brods überreligiöse Deutung zutreffen würde, würde ich jede Minute mit Kafka als Verschwendung ansehen. Aber Kafka hat ja des Öfteren ins Tagebuch geschrieben, dass Brod es nicht blickt."
Im Juli 2000 begann ich Tagebuch zu schreiben, am 17.08.00 hatte ich mit Kafka das erste Thema, aber literarisch gings eigentlich erst ab dem 28.08.2000 ab (tagebuchmäßig, bis zum 24.10.2000, wo ich mein Werk zu überfrachten begann), ab 02.09.2000 mit Bergers Frühwerken als Thema (dem Herausschreiben von "Zitaten"; IT III enervierte auch bereits 2000, mein drittes, irisches Tagebuch; ich hegte auch damals Selbstaggressionen gegen mein 98er Verhalten), der Rauchsucht; ich war eigentlich nur einmal betrunken, in jener Zeit, am Turmwall, am 15.10.2000, einem Sonntag, an dem ich schlecht drauf war.
Am 16.10.2000 begann der Rezeptions-Ausbildungsabschnitt, am 23./24. Oktober 2000 die erste Rezeptionsspätschicht. Der Schichtdienst brachte mich durcheinander, dennoch gings noch bis zum 08.11., dem 2011-Ende; der pure Text ging, die Überfrachtung mit dem Frauen anmachen und so nicht; dann kam der Urlaub vom 14.11. - 10.12.2000, mit meiner theoretischen Hotel- und Gastgewerbeassistentenprüfung am 20./21.11. Und mit Daten versehen begann ich erst wieder im Dezember 2000 zu schreiben.
"Zeit für '2011'" wäre gut geworden, wenn es den 2011-3-Text hätte ("Angst", "IT IV", mein 4., irisches Tagebuch; "Tagebücher"), plus "Kafka".

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