"Der
Prozess"
Josef
K. wird verhaftet, weil ihn scheinbar jemand verleumdet hat,
tatsächlich findet aber keine Verhaftung statt, nur eine Registratur
durch das "unordentliche" Gericht; nach einer gewissen Zeit
findet eine Untersuchung an einem Sonntag statt (um K. als
Prokuristen einer Bank nicht bei der Arbeit zu behindern), K. wird
keiner konkreten Anklage unterworfen, er hurt erfolgreich mit Frauen
rum (Leni, Elsa), sein Onkel setzt sich ein, beauftragt einen
unfähigen Advokaten, der K. von seiner Unfähigkeit ablenkt; K.
entlässt den endgultigst, nachdem er einen Maler Titorelli
vermittelt bekommt, der die unteren Richter des Gerichtswesens malt,
ihre Schwächen kennt, weiß, dass sie Weiberhelden und so sind
(eitel), auch noch ein Geistlicher, ein sogenannter
"Gefängniskaplan", im Dom scheint mit dem Gericht zu tun
zu haben; dann wird K. an seinem 31. Geburtstag von "zwei
Herren" abgeholt, er hätte sich bei normalen Polizisten um
Hilfe wenden können, unterließ das, bohrte sich das Messer aber
nicht in den eigenen Kopf, als er die Chance dazu erhielt, sondern
ließ sich das Messer zweimal in seinem Herzen umdrehen, so dass er
wie ein Hund verreckte; ein großer Roman!
Kafka
war 1914/1915 selbst selbstmordgefährdet.
Das
"Staatsanwalt"-Fragment im "Prozess"
Jenes
Fragment hätte sich an das siebte Kapitel direkt anschließen
sollen, wie ich bereits 2000 vermutete; steht als Randbemerkung unter
dem Fragment: Franz Kafka, "Die Romane. Amerika Der Prozess Das
Schloss"; Lizenzausgabe für Buchklubs, Gütersloh, o.J., Seite
450 ("Anhang" zum Prozess).
Hätte
Kafka den "Prozess" zu seinen Lebzeiten um die Fragmente
entmistet publiziert, hätte er wohl zu Lebzeiten großen Ruhm
geerntet.
Wenn
die Fragmente und Varianten schon publiziert wurden, dann hätten sie
in einen Apparateband gehört, ein sogenanntes Parallelwerk; auch mit
leichten Abwandlungen versehen könnten die Fragmente als
eigenständige Erzählungen bestehen. Ein Apparateband muss allein
für sich stehen können; ich hoffe, dies zu erreichen. Meine größte
Kritik an Reinhard Lettau ist ja, dass man nicht weiß, was er meint,
obwohl man die Kurzgeschichten ja praktisch vor sich hatte, in den
Flugzeugen in Brescia.
Auch
den "Verschollenen", Kafkas "Amerika"-Roman, kann
man als vollendet bezeichnen, wenn man ihn von den Varianten und
Fragmenten befreit, ein Roman mit Zeitlücken, was solls? Beim
"Schloss" sind die Fragmente nicht mal so unsinnig, da es
ein totaler Palaverroman ist, den Kafka aus Krankheitsgründen
einstellte, 1922. "Amerika" ist total naiv (dennoch
spannend), das Amerikabild Kafkas; "Der Prozess" ist
unheimlich spannend, "Das Schloss" schön.
Der
Türhüter im "Prozess"
Ich
finde nun, dass Kafka dem Geistlichen viele Variationen einer
Interpretation in den Mund legte, gute Auflösungsmöglichkeiten des
Gleichnisses "Vor dem Gesetz".
Unvorstellbar
Ich
weiß nicht, wie es ein normaler Jude in den Nazizeiten ausgehalten
hat, das Ausgerottetwerden der Freunde durch die Faschistenschweine
des Hitlerregimes: Praktisch die gesamte Kafka-Familie starb in KZ's,
Milena Jesenska auch; Kafkas zweite Verlobte Julie Wohryzek starb
1939; hat das was zu bedeuten?
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