Mittwoch, 8. November 2017

Im KZ/Der Türhüter/Staatsanwalt/Konzentrationsläger/Vor dem Gesetz/Apparateband

"Der Prozess"
Josef K. wird verhaftet, weil ihn scheinbar jemand verleumdet hat, tatsächlich findet aber keine Verhaftung statt, nur eine Registratur durch das "unordentliche" Gericht; nach einer gewissen Zeit findet eine Untersuchung an einem Sonntag statt (um K. als Prokuristen einer Bank nicht bei der Arbeit zu behindern), K. wird keiner konkreten Anklage unterworfen, er hurt erfolgreich mit Frauen rum (Leni, Elsa), sein Onkel setzt sich ein, beauftragt einen unfähigen Advokaten, der K. von seiner Unfähigkeit ablenkt; K. entlässt den endgultigst, nachdem er einen Maler Titorelli vermittelt bekommt, der die unteren Richter des Gerichtswesens malt, ihre Schwächen kennt, weiß, dass sie Weiberhelden und so sind (eitel), auch noch ein Geistlicher, ein sogenannter "Gefängniskaplan", im Dom scheint mit dem Gericht zu tun zu haben; dann wird K. an seinem 31. Geburtstag von "zwei Herren" abgeholt, er hätte sich bei normalen Polizisten um Hilfe wenden können, unterließ das, bohrte sich das Messer aber nicht in den eigenen Kopf, als er die Chance dazu erhielt, sondern ließ sich das Messer zweimal in seinem Herzen umdrehen, so dass er wie ein Hund verreckte; ein großer Roman!
Kafka war 1914/1915 selbst selbstmordgefährdet.

Das "Staatsanwalt"-Fragment im "Prozess"
Jenes Fragment hätte sich an das siebte Kapitel direkt anschließen sollen, wie ich bereits 2000 vermutete; steht als Randbemerkung unter dem Fragment: Franz Kafka, "Die Romane. Amerika Der Prozess Das Schloss"; Lizenzausgabe für Buchklubs, Gütersloh, o.J., Seite 450 ("Anhang" zum Prozess).
Hätte Kafka den "Prozess" zu seinen Lebzeiten um die Fragmente entmistet publiziert, hätte er wohl zu Lebzeiten großen Ruhm geerntet.
Wenn die Fragmente und Varianten schon publiziert wurden, dann hätten sie in einen Apparateband gehört, ein sogenanntes Parallelwerk; auch mit leichten Abwandlungen versehen könnten die Fragmente als eigenständige Erzählungen bestehen. Ein Apparateband muss allein für sich stehen können; ich hoffe, dies zu erreichen. Meine größte Kritik an Reinhard Lettau ist ja, dass man nicht weiß, was er meint, obwohl man die Kurzgeschichten ja praktisch vor sich hatte, in den Flugzeugen in Brescia.
Auch den "Verschollenen", Kafkas "Amerika"-Roman, kann man als vollendet bezeichnen, wenn man ihn von den Varianten und Fragmenten befreit, ein Roman mit Zeitlücken, was solls? Beim "Schloss" sind die Fragmente nicht mal so unsinnig, da es ein totaler Palaverroman ist, den Kafka aus Krankheitsgründen einstellte, 1922. "Amerika" ist total naiv (dennoch spannend), das Amerikabild Kafkas; "Der Prozess" ist unheimlich spannend, "Das Schloss" schön.

Der Türhüter im "Prozess"
Ich finde nun, dass Kafka dem Geistlichen viele Variationen einer Interpretation in den Mund legte, gute Auflösungsmöglichkeiten des Gleichnisses "Vor dem Gesetz".

Unvorstellbar
Ich weiß nicht, wie es ein normaler Jude in den Nazizeiten ausgehalten hat, das Ausgerottetwerden der Freunde durch die Faschistenschweine des Hitlerregimes: Praktisch die gesamte Kafka-Familie starb in KZ's, Milena Jesenska auch; Kafkas zweite Verlobte Julie Wohryzek starb 1939; hat das was zu bedeuten?

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