Montag, 31. Juli 2017

"Die Jahre der Entscheidungen"/Kafka als Fabrikant/Körperlichkeit/Prager Asbestwerke/Beamter

"Prager Asbestwerke Hermann & Co." (ab 1911; Stach, 25)
Franz Kafka rauchte, soff nicht, vielleicht hat er sich eine Asbestlunge geholt, die die Lungentuberkulose beförderte, denn wenn er im Winter vor offenem Fenster turnte, regelmäßig schwamm und ruderte, dann muss er doch körperlich abgehärtet gewesen sein, dann arbeitete er auch noch in einer Gärtnerei, als körperlichem Ausgleich zum Schreiben und dem Versicherungsbüro?
Kafka war der Kompagnon; nicht entflammbare Isoliermaterialien wurden hergestellt, Asbest galt noch Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger (des letzten Jahrhunderts) als Wundermaterial, bevor es als Krebs erregend identifiziert wurde, besonders der Asbeststaub ist gefährlich; wäre eine Obduktion Kafkas möglich, um das zu überprüfen, das Grab besteht wohl noch? Kannten die Ärzte vor 90 Jahren den Unterschied zwischen Kehlkopftuberkulose und -Krebs eigentlich schon?
Spannende Fragen.
Es wäre ein schlechter Witz der Geschichte, wenn Kafka, der Berufsunfälle bearbeitete und Firmen in Gefahrenklassen einstufte, selbst berufsverunfallt wäre, als er kurz Fabrikant war, nein, Opfer einer Berufskrankheit wurde.
Die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für das Königreich Böhmen, in der Kafka arbeitete, war so etwas wie eine staatliche Berufsgenossenschaft.
Reiner Stach: "Kafka Die Jahre der Entscheidungen", Frankfurt am Main 2002.

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