"Zusammenbruch"
Als
Kafka die Arbeit am "Schloss"-Roman abbrach, dann wechselte
er auch seine Initiale vom K zu F, am Ende der Briefe zu engen
Freunden.
Was
Kafka unter seinen Zusammenbrüchen verstand, ist mir nicht ganz
klar, geistiges Ausklinken, Verwirrung; zusätzlich zu der
Schlaflosigkeit, den Schmerzen, der Lärmempfindlichkeit, Angst vor
dem Wahnsinn oder Wahnsinnszustände, ohne sie explizit zu benennen
(er kannte sowas ja auch von Strindberg), denn er schrieb (in
Briefen), wenn er nicht mehr schreiben würde, würde er irrsinnig,
aber in Matlar schrieb er eigentlich folgenlos nichts. Und um einen
körperlichen Zusammenbruch kann es sich nicht gehandelt haben, da
war er ja eh meistens fertig.
Ist
schon merkwürdig, wie wenig Fortschritte die Lungenheilkunde in den
letzten 80 Jahren gemacht hat, bis auf die Antibiotika, bei Resistenz
dagegen: Fieber, Schlaflosigkeit, Höllenschmerzen (obwohl Felices
Eltern Ärzte sind, können sie den Unterschied wohl nicht auflösen).
In
den "Briefen" ist Kafkas Ende hart
Vielleicht
aber auch nur so hingestylt worden?
Zumindest
etwas.
Meiner
Meinung nach
Der
Brief auf Seite 461 ff. an Valli Pollak (eine seiner verheirateten
Schwestern), von Brod dem "November 1923" zugeordnet,
spielt nicht in der ersten Berliner Wohnung bei einer kleinen Frau,
sondern in der danach, denn die wurde ihm gekündigt: "Die Uhr
tickt, sogar an das Ticken der Uhr habe ich mich gewöhnt, höre es
übrigens nur selten, gewöhnlich dann, wenn ich besonders
billigenswerte Dinge tue, sie hat, die Uhr, gewisse persönliche
Beziehungen zu mir, wie überhaupt manche Dinge im Zimmer, nur dass
sie jetzt, wo ich gekündigt habe (oder genauer: seitdem mir
gekündigt worden ist, was in jeder Beziehung gut ist und im übrigen
eine komplizierte seitenlang beschreibbare Angelegenheit ist), sich
zum Teil von mir abzuwenden anfangen..." (A.a.O., S. 462)
Die
Uhr war abgelaufen, hier aber bestimmt nicht seine persönliche, noch
nicht. Und dann schellte noch das Telefon, er saß am Tisch, der
weite Weg zum Hörer war unüberwindbar. Es stand auf dem Tisch.
Die
Erwähnung des Reformationstages (S. 462) (am 31.10.) und der
Miquelstraße (S. 463) sprechen aber gegen meine These.
Tobsuchtsanfall
oder beinahe
Kurz
vor dem Ende hatte Kafka noch Kräfte, auch um sich gegen den Lärm
zu wehren: So unähnlich ist sein Schicksal Felices bisherigem in
diesem Jahr nicht.
Sie
ist wieder schwer krank.
Aber
wie durchbrechen?
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