Samstag, 29. Juli 2017

Die kalte Hölle/Kafkas Humor/Sanatorien/Robert Klopstock

In Matliary war Kafka lebendig begraben
Als er dann im September 1921 wieder nach Prag zurück kehrte, war er in den Briefen (zumindest an die Freunde) ironisch, witzig, nicht so depri (depressiv) wie im Sanatorium in Matliary, sozusagen unter Menschen: In der Arbeit gings ihm wieder besser; er unterzeichnete seine Briefe an Freunde auch nur mit K, wie dann im Schlossroman.
Mag sein, dass der Fehler auch darin lag, dass er da nicht schrieb. Jedenfalls zog Brod sich doch ganz schön von seinem Freunde da zurück, und wenn um etwaig da nicht angesteckt zu werden, beim Lungenhusten.
In Matliary, immer denke ich an Matlarhazy, weiß nicht genau warum, war Kafka schon begraben, "bin aber nicht sehr müde, im Husten sogar sehr kräftig." Nach der Arbeit, im Brief an Robert Klopstock vom 08.10.1921 (schon wieder in Prag), a.a.O., S. 360.

A.a.O., Seite 361
"In früheren Jahren pflegte mein Vater, wenn ich irgendeine scheinbare Dummheit... machte, zu sagen: 'Der ganze Rudolf!' Womit er mich mit einem für ihn äußerst lächerlichen Stiefbruder meiner Mutter verglich, einem unenträtselbaren, überfreundlichen, überbescheidenen, einsamen und dabei fast geschwätzigen Menschen. Im Grunde hatte ich kaum etwas Gemeinsames mit ihm, außer dem Beurteiler." Und so näherte er sich dem Onkel dann beinahe noch an.
Ein weiterer Brief an Robert Klopstock, von Brod Prag und "Mitte Oktober 1921" zugeordnet.

Wirklich witzig
A.a.O., S. 365 "[Prag, Anfang Dezember 1921]": "Nach ein paar fieberfreien Tagen jetzt wieder Fieber. Der Arzt hat mir nur einen Tee verschrieben, der, wenn ich den Arzt richtig verstanden habe, kieselsäurehaltig ist und Kieselsäure soll, wie er irgendwo (hoffentlich in keiner humoristischen Zeitschrift) gelesen hat, die Vernarbung befördern."
Daran und an anderen Beispielen merke ich, dass meine frühere Art der Klammerung auch von Kafka inspiriert war, des Öfteren die Uneindeutigkeit fördernd. Heutzutage würde ich schreiben: Wie der Klempner, der meinen Ofen repariert, irgendwo gelesen hat, hoffentlich nicht in der Homopost (es geht also auch ganz ohne das In-Klammern setzen, hihi)...
Und die häufigen Fieberanfälle Kafkas erinnern mich doch etwas an meine Felice, die wieder krank darnieder liegt (Krankenstation ihres Sanatoriums), sie ist ja auch noch lungenkrank (in der Rekonvaleszenz), hatte ich den Gedanken da gehabt, Medizin zu studieren, um den Kranken zu helfen (aber zu spät), wie Robert Klopstock es dann auch machte.
Und im gleichen Brief heißt es auch noch: "Freilich gilt bei... Berufswechsel gewöhnlich, dass die Lehrzeit Unstudierter drei Jahre, die... Studierter sechs und mehr Jahre beträgt." Da gings um nen Juristen, der Schlosser wurde, praktische Entfernung im Universitäts-Elfenbeinturm (so war das früher oftmals, heutzutage nur noch in falschen Anekdoten, wie meine Erfahrung mich lehrt), Kafka schrieb das mit Lungentuberkulose, nicht mehr in seinem "Zimmer, die kalte Hölle, ist ungeheizt", Horror, sondern bei seiner Schwester in der Wohnung (ich vermute Ottlas Prager Wohnung).
Und ich hoffe, dass Felice gesund wird, nicht das gleiche Schicksal erleiden muss wie ihr Namens-"Geber", von dem sie einen Originaldruck, -Stich (?) besitzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen