Mittwoch, 26. Juli 2017

"Das Schloss"/"Manhattan Transfer"/Frieda und Pepi/Hans und K./John dos Passos/Großstadt- versus Dorfroman

1922
Kafka war schon von der Lungentuberkulose gezeichnet (Ausbruch 1917), als er den "Schloss"-Roman schrieb, begann; dennoch bewundere ich die Sprachgewalt, erster mir aufgefallener kleiner Fehler auf Seite 179, dass Hansens Mutter (Frau Lasemann), nachdem K. mit ihr gesprochen habe, sie danach "einige Tage im Bett gelegen" sei, "was freilich öfters geschehe"; als das Gespräch mit Hans geschah, war das der fünfte Tag, dass K. im Dorfe war, und auch noch am Morgen, also eine eher kleine Ungereimtheit (die erste Episode spielte sich in der zweiten Nacht ab). Dann "suchte nun Hans bei K. Hilfe gegen den Vater, es war, als habe er sich selbst getäuscht, da er geglaubt hatte, er wolle K. helfen, während er in Wirklichkeit hatte ausforschen wollen, ob nicht vielleicht, da niemand aus der alten Umgebung hatte helfen können, dieser plötzlich erschienene und nun von der Mutter sogar erwähnte Fremde dies imstande sei", dazu imstande sei (nicht dies), Seite 181, wenn kein Austriazismus, dann ein Fehler, dann wollten sie ein Date arrangieren, aber K.'s Beziehung mit Frieda zerbrach, seiner Braut, und er verschlief das dann im Herrenhof; auch ein kleiner Fehler, dass er so gegen 6, 7 morgens sich niederlegte, 12 Stunden schlief, und dann am Abend hatte der Herrenhof noch nicht seinen Gastraum geöffnet, wann denn? Danach!
Auch war K. eigentlich nur im Gespräch mit dem Verbindungssekretär Bürgel müde, vorher und danach kaum, nur in den gestrichenen Passagen, die Brod ganz gut ins Spiel brachte, in den von ihm herausgegebenen Gesammelten Werken Kafkas, 3. Ausgabe, "Das Schloss", Frankfurt am Main, 1968 (für die Taschenbuchausgabe).
Auf Seite 300 der Handschriftausgabe steht, dass Frieda K. einen Teller mit Speisen und einer "Flasche Wein" brachte, auf Seite 309 war dann auf dem Geschirrbrett, "das Frieda auf dem Boden liegen gelassen hatte", ..."eine kleine Karaffe Rum", die er austrank, obwohl es sich bei diesem "Geschirrbrett" auch um die "Tasse" von Seite 296 handeln könnte, ein Tablett, möglicherweise fiel Kafka der Begriff nicht ein (oder Pragerismus, Austriazismus?).
In der Brodschen Erstausgabe endet "Das Schloss" mit Handschriftausgabenseite 308 (von 380), lt. Malcolm Pasley, in der "Nachbemerkung", Seite 385, dass K. Frieda endgültig (vorläufig?) verliert.
Bis auf die nicht so leicht ausmerzbaren Fehler mit Barnabas und seiner Botenkarriere ist der Roman also stringent vorangetrieben worden, aber halt nicht weit gekommen.

"Manhattan Transfer"
John Dos Passos New York-Großstadt-Roman ist dagegen ganz anders aufgebaut, Zeitereignisse spielen rein, er benutzt viel mehr verschiedene Worte, auch französische, aber die Dichte Kafkas erreicht er nicht beziehungsweise dass man wissen möchte, was den vielen Protagonisten widerfährt (von 1925).

Müdigkeit nach über 20 Stunden Wachseins
Auch das kann ich K. nachsehn, besonders wenn man durch den Schnee tappert, schon vorher nicht zu viel schlief: Das Schloss ist unerreichbar.

Frieda und Pepi
F. ist mir sympathischer, zeitweise, aber Pepi hat einfach mehr Sex, deshalb passt sie zu K. besser.

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