1922
Kafka
war schon von der Lungentuberkulose gezeichnet (Ausbruch 1917), als
er den "Schloss"-Roman schrieb, begann; dennoch bewundere
ich die Sprachgewalt, erster mir aufgefallener kleiner Fehler auf
Seite 179, dass Hansens Mutter (Frau Lasemann), nachdem K. mit ihr
gesprochen habe, sie danach "einige Tage im Bett gelegen"
sei, "was freilich öfters geschehe"; als das Gespräch mit
Hans geschah, war das der fünfte Tag, dass K. im Dorfe war, und auch
noch am Morgen, also eine eher kleine Ungereimtheit (die erste
Episode spielte sich in der zweiten Nacht ab). Dann "suchte nun
Hans bei K. Hilfe gegen den Vater, es war, als habe er sich selbst
getäuscht, da er geglaubt hatte, er wolle K. helfen, während er in
Wirklichkeit hatte ausforschen wollen, ob nicht vielleicht, da
niemand aus der alten Umgebung hatte helfen können, dieser plötzlich
erschienene und nun von der Mutter sogar erwähnte Fremde dies
imstande sei", dazu imstande sei (nicht dies), Seite 181, wenn
kein Austriazismus, dann ein Fehler, dann wollten sie ein Date
arrangieren, aber K.'s Beziehung mit Frieda zerbrach, seiner Braut,
und er verschlief das dann im Herrenhof; auch ein kleiner Fehler,
dass er so gegen 6, 7 morgens sich niederlegte, 12 Stunden schlief,
und dann am Abend hatte der Herrenhof noch nicht seinen Gastraum
geöffnet, wann denn? Danach!
Auch
war K. eigentlich nur im Gespräch mit dem Verbindungssekretär
Bürgel müde, vorher und danach kaum, nur in den gestrichenen
Passagen, die Brod ganz gut ins Spiel brachte, in den von ihm
herausgegebenen Gesammelten Werken Kafkas, 3. Ausgabe, "Das
Schloss", Frankfurt am Main, 1968 (für die Taschenbuchausgabe).
Auf
Seite 300 der Handschriftausgabe steht, dass Frieda K. einen Teller
mit Speisen und einer "Flasche Wein" brachte, auf Seite 309
war dann auf dem Geschirrbrett, "das Frieda auf dem Boden liegen
gelassen hatte", ..."eine kleine Karaffe Rum", die er
austrank, obwohl es sich bei diesem "Geschirrbrett" auch um
die "Tasse" von Seite 296 handeln könnte, ein Tablett,
möglicherweise fiel Kafka der Begriff nicht ein (oder Pragerismus,
Austriazismus?).
In
der Brodschen Erstausgabe endet "Das Schloss" mit
Handschriftausgabenseite 308 (von 380), lt. Malcolm Pasley, in der
"Nachbemerkung", Seite 385, dass K. Frieda endgültig
(vorläufig?) verliert.
Bis
auf die nicht so leicht ausmerzbaren Fehler mit Barnabas und seiner
Botenkarriere ist der Roman also stringent vorangetrieben worden,
aber halt nicht weit gekommen.
"Manhattan
Transfer"
John
Dos Passos New York-Großstadt-Roman ist dagegen ganz anders
aufgebaut, Zeitereignisse spielen rein, er benutzt viel mehr
verschiedene Worte, auch französische, aber die Dichte Kafkas
erreicht er nicht beziehungsweise dass man wissen möchte, was den
vielen Protagonisten widerfährt (von 1925).
Müdigkeit
nach über 20 Stunden Wachseins
Auch
das kann ich K. nachsehn, besonders wenn man durch den Schnee
tappert, schon vorher nicht zu viel schlief: Das Schloss ist
unerreichbar.
Frieda
und Pepi
F.
ist mir sympathischer, zeitweise, aber Pepi hat einfach mehr Sex,
deshalb passt sie zu K. besser.
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