"Seiltanz"
Das
ist der Titel, den ich der Kafka-Zeichnung auf dem Cover der
Taschenbuchausgabe von Franz Kafka gab: "Tagebücher 1910 -
1923", herausgegeben von Max Brod, Frankfurt am Main, o. J.
(ohne Jahr; 1973), "Umschlagentwurf: Dieter Kohler unter
Verwendung einer Zeichnung Franz Kafkas" (nicht näher
spezifiziert; eigentlich auch Schluderei, die mir erst jetzt auffiel:
02.10.2008), a.a.O., Seite 4.
Eine
Strichzeichnung aus dem Zirkusmilieu (so meine Vermutung, deshalb
Seiltanz), die eigentlich simpel scheint, aber durchaus Niveau
besitzt: Man kann sie von oben (Normalperspektive), unten (auf dem
Kopf), links, rechts betrachten, die Zeichnung hat ihren Sinn (mein
Schulkunstlehrer lehrte mich, mehr abstrakte Bilder nach diesem
Schema mit zu beurteilen).
Das
Taschenbuch ist mit Notizen von mir versehen, enthält eine
chronologisch-lineare Variante von Kafkas Tagebüchern, allerdings
wurden die Reisetagebücher separiert, getrennt, das Werk ist nicht
zu gut ediert, basiert auf der 1951er Zweitausgabe der Tagebücher
(die erste, gekürzte stammt von 1937!), der ersten Komplettausgabe,
wie ich dem Nachwort von Max Brod entnehme: a.a.O., S. 455 ff.
Im
Internet fand ich die Zeichnung nicht.
Auf
Seite 368 ist die Zeichnung komplett abgebildet
Es
handelt sich um "japanische Gaukler" und deren Zuseher
(handschriftliche Tagebuchreproduktion, -Kopie), ebenfalls ohne
Erläuterung, ein Kafka-Tagebucheintrag von 1910, a.a.O., Seite 11 ff
(da chronologisch ohne Zeichnung).
Die
komplette "Gaukler"-Zeichnung ist chronologisch in der
KKA-Taschenbuchausgabe enthalten: Franz Kafka: Gesammelte Werke in 12
Bänden, nach der Kritischen Ausgabe herausgegeben von Hans-Gerd
Koch, Band 9: "Tagebücher Band 1: 1909 - 1912", Frankfurt
am Main 1994, Seite 15.
Und
sogar da funktioniert die Allseitenbetrachtungsweise! Das finde ich
schon bemerkenswert...
Wie
Brod so schön schrieb
Es
handele sich um Kafkas komplette Tagebücher, aber das indizierte,
zensierte er dann doch: "Ich gieng an dem Bordell vorüber, wie
an dem Haus einer Geliebten." KKA, S. 14: Kafka und Bordell, das
geht ja nicht.
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