Aber
auch Lolita kommt zu neuen Ehren
Der
Platz ist hier nicht der korrekteste, trotzdem: Die Sache spielt am
13.07.2000, die Bemerkungen extra stammen von 2001: "'Gestern
Abend schon mit einem Vorgefühl die Decke vom Bett gezogen, mich
gelegt und wieder aller meiner Fähigkeiten bewusst geworden, als
hielte ich sie in der Hand; sie spannten mir die Brust, sie
entflammten mir den Kopf, ein Weilchen wiederholte ich, um mich
darüber zu trösten, dass ich nicht aufstand, um zu arbeiten: "Das
kann nicht gesund sein, das kann nicht gesund sein", und wollte
den Schlaf mit fast sichtbarer Absicht mir über den Kopf ziehn.
Immer dachte ich an eine Mütze mit Schirm, die ich, um mich zu
schützen, mit starker Hand mir in die Stirne drücke. Wie viel habe
ich gestern verloren, wie drückte sich das Blut im engen Kopf, fähig
zu allem, und nur gehalten von Kräften, die für mein bloßes Leben
unentbehrlich sind und hier verschwendet werden.' Ich habe nichts
geschrieben, konnte stundenlang nicht einschlafen, und die Arbeit im
Büro quälte sich den ganzen heutigen Tag dahin, was habe ich
verpasst? 'Tagebücher 1910 – 1923', Franz Kafka, Gesammelte Werke,
hrsg. von Max Brod, Frankfurt am Main 1964, S. 161 (15.11.1911)",
der Zusatz stammt von mir; Kafka meinte mit Arbeit das Schreiben. Das
Stück könnte auch "Die Fähigkeiten" heißen, viel eher
jedenfalls als das Kapitel "Ämterkampf". Mein 2000er
Zusatz stimmte auf den 13.07.00 bezogen zwar nicht, aber passte zu
der Kafka angepassten Sprachrhythmik. "'Ich konnte damals nicht
heiraten, alles in mir hat dagegen revoltiert, so sehr ich F. immer
liebte. Es war hauptsächlich die Rücksicht auf meine
schriftstellerische Arbeit, die mich abhielt, denn ich glaubte diese
Arbeit durch die Ehe gefährdet. Ich mag recht gehabt haben; durch
das Junggesellentum aber innerhalb meines jetzigen Lebens ist sie
vernichtet. Ich habe ein Jahr lang nichts geschrieben, ich kann auch
weiterhin nichts schreiben, ich habe und behalte im Kopf nichts als
den einen Gedanken und der zerfrisst mich. Das alles habe ich damals
nicht überprüfen können. Übrigens gehe ich bei meiner durch diese
Lebensweise zumindest genährten Unselbständigkeit an alles zögernd
heran und bringe nichts mit dem ersten Schlag fertig. So war es auch
hier.' A.a.O., Seite 365 (09.03.1914). So ähnlich stellt sich bei
mir das Problem mit Frau V. dar, nur dass schriftstellerische Arbeit
durch wenig Geld, Armut, zu ersetzen ist und es sich nicht um
Hochzeitsvorbereitungen handelt" (16.07.00). "Trotzdem
Lolita-Kinoeinladungs-Ausgehidee, z.B. in 'Gladiator' mit Russell
Crowe, wollte ich immer schon sehen. Ich hoffe, dass die Chose nicht
schief geht..." Tat sie aber: Lolita und ich kamen nie zusammen,
die süße Vögeli and me. Aber das Kafkaerleben machte ich auch
schon nach, z.B. mit Armenia 2001, dass ich mit ihr nichts machte und
nichts schrieb, dass nichts lief.
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