Brod
und ich
Ich
mag Max nicht.
Dezentes
Auftragen (beinahe 27.10.00, Freitag)
"Ich
halte nicht viel von Schminke, aber da es sie nunmal gibt; Advokato
steht sie ausgezeichnet, wenn er dezent aufträgt. Fällt mir gerade
ein, Brod hat Kafka verfälscht, falls er, wie er schrieb,
offensichtliche grammatische Fehler im Werk Kafkas behob; 'wenn er
dezent aufträgt', Ado, ist grammatisch in diesem Kontext falsch, es
müsste, 'wenn er sie dezent aufträgt' heißen, aber dann wäre
meine Intention ausgelöscht, die dem Leser die Interpretation dieser
Sprachspielerei überlässt: 'Steht Advokato dezent aufgetragene
Schminke gut oder trägt er zurückhaltend auf oder beides oder
stimmt keine von beiden Möglichkeiten, war es einfach intellektuelle
Sprachverliebtheit?'" Dann verzeihe, Ado.
Dennoch
war es kein offensichtlicher grammatischer Fehler, höchstens ein
grammatischer Fehler; also habe ich Max Brod Unrecht getan, denn er
hat die Fehler nur dann ausgemerzt, wenn sie Himmel schreiend waren,
halt so genannt offensichtlich: "Entschuldige, Max!" Wie
gehts so, wie schmort es sich in der Hölle? Und 2000 schrieb ich
weiter: "Wie also konnte Brod, ein Handwerker, Fehler erkennen,
bei einem leider selbst verkannten, schriftstellerischen Genie,
dessen Ideen, Geistesblitze, Impulse, Intentionen, Zufallsprodukte
man einfach nicht nachvollziehen kann: Es zählt nur das Ergebnis!"
Und damit hat ja gerade Brod die Menschheit traktiert (indem er nach
Kafkas Tod dessen gesamten schriftlichen Nachlass publizierte), nicht
Kafka, der seine Schriften verbrannt sehen wollte (teilweise selbst
verkannt, z.B. was seine Romane, besonders den "Prozess"
anbelangt, ein Meisterwerk).
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