Donnerstag, 21. September 2017

Dezent aufgetragen/Männerschminke/Ado/Brod/Kafkas Tod

Brod und ich
Ich mag Max nicht.

Dezentes Auftragen (beinahe 27.10.00, Freitag)
"Ich halte nicht viel von Schminke, aber da es sie nunmal gibt; Advokato steht sie ausgezeichnet, wenn er dezent aufträgt. Fällt mir gerade ein, Brod hat Kafka verfälscht, falls er, wie er schrieb, offensichtliche grammatische Fehler im Werk Kafkas behob; 'wenn er dezent aufträgt', Ado, ist grammatisch in diesem Kontext falsch, es müsste, 'wenn er sie dezent aufträgt' heißen, aber dann wäre meine Intention ausgelöscht, die dem Leser die Interpretation dieser Sprachspielerei überlässt: 'Steht Advokato dezent aufgetragene Schminke gut oder trägt er zurückhaltend auf oder beides oder stimmt keine von beiden Möglichkeiten, war es einfach intellektuelle Sprachverliebtheit?'" Dann verzeihe, Ado.
Dennoch war es kein offensichtlicher grammatischer Fehler, höchstens ein grammatischer Fehler; also habe ich Max Brod Unrecht getan, denn er hat die Fehler nur dann ausgemerzt, wenn sie Himmel schreiend waren, halt so genannt offensichtlich: "Entschuldige, Max!" Wie gehts so, wie schmort es sich in der Hölle? Und 2000 schrieb ich weiter: "Wie also konnte Brod, ein Handwerker, Fehler erkennen, bei einem leider selbst verkannten, schriftstellerischen Genie, dessen Ideen, Geistesblitze, Impulse, Intentionen, Zufallsprodukte man einfach nicht nachvollziehen kann: Es zählt nur das Ergebnis!" Und damit hat ja gerade Brod die Menschheit traktiert (indem er nach Kafkas Tod dessen gesamten schriftlichen Nachlass publizierte), nicht Kafka, der seine Schriften verbrannt sehen wollte (teilweise selbst verkannt, z.B. was seine Romane, besonders den "Prozess" anbelangt, ein Meisterwerk).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen