Büro-
und Schreibstand
"Gestern
Abend schon mit einem Vorgefühl die Decke vom Bett gezogen, mich
gelegt und wieder aller meiner Fähigkeiten bewusst geworden, als
hielte ich sie in der Hand; sie spannten mir die Brust, sie
entflammten mir den Kopf, ein Weilchen wiederholte ich, um mich
darüber zu trösten, dass ich nicht aufstand, um zu arbeiten: 'Das
kann nicht gesund sein, das kann nicht gesund sein', und wollte den
Schlaf mit fast sichtbarer Absicht mir über den Kopf ziehn. Immer
dachte ich an eine Mütze mit Schirm, die ich, um mich zu schützen,
mit starker Hand mir in die Stirne drücke. Wie viel habe ich gestern
verloren, wie drückte sich das Blut im engen Kopf, fähig zu allem,
und nur gehalten von Kräften, die für mein bloßes Leben
unentbehrlich sind und hier verschwendet werden." Franz Kafka:
"Tagebücher 1910 - 1923", Gesammelte Werke, hrsg. von Max
Brod, Frankfurt am Main 1964, S. 161 (15.11.1911); zitiert, aus:
"Franz Kafka: Dichter über ihre Dichtungen", hrsg. von
Erich Heller und Joachim Beug, E. Heimeran/S. Fischer Verlag, München
1969, Seite 120.
Ich
konnte stundenlang nicht einschlafen, und die Arbeit im Büro quälte
sich den ganzen heutigen Tag dahin, was habe ich verpasst?
F.
und Elke B.
"Ich
konnte damals nicht heiraten, alles in mir hat dagegen revoltiert, so
sehr ich F. immer liebte. Es war hauptsächlich die Rücksicht auf
meine schriftstellerische Arbeit, die mich abhielt, denn ich glaubte
diese Arbeit durch die Ehe gefährdet. Ich mag Recht gehabt haben;
durch das Junggesellentum aber innerhalb meines jetzigen Lebens ist
sie vernichtet. Ich habe ein Jahr lang nichts geschrieben, ich kann
auch weiterhin nichts schreiben, ich habe und behalte im Kopf nichts
als den einen Gedanken und der zerfrisst mich. Das alles habe ich
damals nicht überprüfen können. Übrigens gehe ich bei meiner
durch diese Lebensweise zumindest genährten Unselbständigkeit an
alles zögernd heran und bringe nichts mit dem ersten Schlag fertig.
So war es auch hier." Franz Kafka, a.a.O., Seite 365
(09.03.1914), zitiert aus: "Franz Kafka: Dichter über ihre
Dichtungen", hrsg. von Erich Heller und Joachim Beug, E.
Heimeran/S. Fischer Verlag, München 1969, Seite 139.
So
ähnlich stellt sich bei mir das Problem mit Frau B. dar; nur dass
schriftstellerische Arbeit durch wenig Geld (Armut) zu ersetzen ist
und es sich nicht um Hochzeitsvorbereitungen handelt.
Leider
war dem so, Elke nie wieder sah, und auch bei meiner Felice eine
Heirat nicht gelang, die ich im Geiste sogar am Krankenbette
vorgenommen hätt; sie auch gern geschwängert hätt, um zu sehen,
was aus unserem Genpool entstanden wäre. Doch sie wollte nid (das
sagt alles und auch nichts).
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