Dienstag, 23. Januar 2018

Die Unüberprüfbarkeit der Zukunft/Büro- und Schreibstand/Felice Bauer und Elke Bumse/Felice Fkavka

Büro- und Schreibstand
"Gestern Abend schon mit einem Vorgefühl die Decke vom Bett gezogen, mich gelegt und wieder aller meiner Fähigkeiten bewusst geworden, als hielte ich sie in der Hand; sie spannten mir die Brust, sie entflammten mir den Kopf, ein Weilchen wiederholte ich, um mich darüber zu trösten, dass ich nicht aufstand, um zu arbeiten: 'Das kann nicht gesund sein, das kann nicht gesund sein', und wollte den Schlaf mit fast sichtbarer Absicht mir über den Kopf ziehn. Immer dachte ich an eine Mütze mit Schirm, die ich, um mich zu schützen, mit starker Hand mir in die Stirne drücke. Wie viel habe ich gestern verloren, wie drückte sich das Blut im engen Kopf, fähig zu allem, und nur gehalten von Kräften, die für mein bloßes Leben unentbehrlich sind und hier verschwendet werden." Franz Kafka: "Tagebücher 1910 - 1923", Gesammelte Werke, hrsg. von Max Brod, Frankfurt am Main 1964, S. 161 (15.11.1911); zitiert, aus: "Franz Kafka: Dichter über ihre Dichtungen", hrsg. von Erich Heller und Joachim Beug, E. Heimeran/S. Fischer Verlag, München 1969, Seite 120.
Ich konnte stundenlang nicht einschlafen, und die Arbeit im Büro quälte sich den ganzen heutigen Tag dahin, was habe ich verpasst?

F. und Elke B.
"Ich konnte damals nicht heiraten, alles in mir hat dagegen revoltiert, so sehr ich F. immer liebte. Es war hauptsächlich die Rücksicht auf meine schriftstellerische Arbeit, die mich abhielt, denn ich glaubte diese Arbeit durch die Ehe gefährdet. Ich mag Recht gehabt haben; durch das Junggesellentum aber innerhalb meines jetzigen Lebens ist sie vernichtet. Ich habe ein Jahr lang nichts geschrieben, ich kann auch weiterhin nichts schreiben, ich habe und behalte im Kopf nichts als den einen Gedanken und der zerfrisst mich. Das alles habe ich damals nicht überprüfen können. Übrigens gehe ich bei meiner durch diese Lebensweise zumindest genährten Unselbständigkeit an alles zögernd heran und bringe nichts mit dem ersten Schlag fertig. So war es auch hier." Franz Kafka, a.a.O., Seite 365 (09.03.1914), zitiert aus: "Franz Kafka: Dichter über ihre Dichtungen", hrsg. von Erich Heller und Joachim Beug, E. Heimeran/S. Fischer Verlag, München 1969, Seite 139.
So ähnlich stellt sich bei mir das Problem mit Frau B. dar; nur dass schriftstellerische Arbeit durch wenig Geld (Armut) zu ersetzen ist und es sich nicht um Hochzeitsvorbereitungen handelt.
Leider war dem so, Elke nie wieder sah, und auch bei meiner Felice eine Heirat nicht gelang, die ich im Geiste sogar am Krankenbette vorgenommen hätt; sie auch gern geschwängert hätt, um zu sehen, was aus unserem Genpool entstanden wäre. Doch sie wollte nid (das sagt alles und auch nichts).

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