Sonntag, 4. Dezember 2016

Meister der Kleinen Prosa

Büro- und Schreibstand
"Gestern Abend schon mit einem Vorgefühl die Decke vom Bett gezogen, mich gelegt und wieder aller meiner Fähigkeiten bewusst geworden, als hielte ich sie in der Hand; sie spannten mir die Brust, sie entflammten mir den Kopf, ein Weilchen wiederholte ich, um mich darüber zu trösten, dass ich nicht aufstand, um zu arbeiten: 'Das kann nicht gesund sein, das kann nicht gesund sein', und wollte den Schlaf mit fast sichtbarer Absicht mir über den Kopf ziehn. Immer dachte ich an eine Mütze mit Schirm, die ich, um mich zu schützen, mit starker Hand mir in die Stirne drücke. Wie viel habe ich gestern verloren, wie drückte sich das Blut im engen Kopf, fähig zu allem, und nur gehalten von Kräften, die für mein bloßes Leben unentbehrlich sind und hier verschwendet werden." Franz Kafka: "Tagebücher 1910 - 1923", Gesammelte Werke, hrsg. von Max Brod, Frankfurt am Main 1964, S. 161 (15.11.1911); zitiert, aus: "Franz Kafka: Dichter über ihre Dichtungen", hrsg. von Erich Heller und Joachim Beug, E. Heimeran/S. Fischer Verlag, München 1969, Seite 120.
Ich konnte stundenlang nicht einschlafen, und die Arbeit im Büro quälte sich den ganzen heutigen Tag dahin, was habe ich verpasst?

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