Donnerstag, 1. Dezember 2016

Kafka/Ein großer Autor/Erzählung/Die innere Welt

Wenn man nur die äußere Welt kennen lernt, verpasst man vieles.
Wer nur die äußere Welt kennen gelernt hat, hat vieles versäumt.

KAFKA
Eines schönen Tages kam Franz K. in ein einsam gelegenes Dorf in der Hohen Tatra, Niemiec.
Er kehrte im dortigen "Dorfgasthaus" ein und bestellte sich erstmal ein Viertel. Die Bedienung, eine nette Dame gesetzteren Alters, nahm die Bestellung entgegen, lächelte und sagte: "Fremde verirren sich selten nach Niemiec."
Sie brachte den Weißwein, denn um einen solchen handelte es sich: "Wohl bekomms." Franz, der eine weite Reise hinter sich hatte, lehnte sich zurück, dachte an einen Wald-Spaziergang, den er zur Verdauung unternehmen wollte, denn er beabsichtigte auch eine Kleinigkeit zu speisen. "Der Wein schmeckt aber nach Satz", dachte er: "Wirtinnn..."
Er erwachte: "Niem...", erneut explodierte etwas in seinem Gehirn.
"Der Waldspaziergang, Seiltanz." - "Unterm Bett!" Gedanken. "War es die Bedienung? Wer war es?" Dämmer. Schmerz, Explosion, nichts. Die Zeit bestand nur noch aus Qual.
!?Alles Denken ist vorbei?!
"Warum, ich wollte doch nur!"
Da durchbohrte sein Herz den Pflock.
Schweigend trägt die Prozession den Fremden zu Grabe.

"Die Aeroplane in Brescia und andere Texte" begonnen...

Unvollendet
Kafka wühlt die eigenen Urängste in einem, in sich selbst, auf.
Ich glaube, vieles von Kafka zu verstehen, unter anderem, dass es bei einigen Stories nichts zu verstehen gibt, sie einfach unvollendet sind. Gute oder schlechte, auch mittelmäßige Ideen, Spontaneinfälle wurden nicht zu Ende geführt (Unzufriedenheit mit der Geschichte, dem Inhalt stellte sich ein), weil sie eben einer Augenblicks-Idee entsprangen und dann nicht in letzter Konsequenz durchgeführt wurden oder konnten: Müdigkeit, der regelmäßige Arbeitstrott im Büro (der Zeitaufwand!), erlahmendes Interesse, Selbstzweifel, der Faden konnte nicht mehr richtig aufgenommen werden, riss, Hypochondrie, tatsächliche Krankheiten, zum Ende (des Lebens) hin, auch Nachlassen der geistigen Potenz, Konzentrationsmängel, Lethargie.
Ein weiterer Grund für die Mystifikation ist die kommerzielle Ausschlachtung durch M. Brod und verschiedene Verlage: das Aus-dem-Zusammenhang-Reißen, die vielen Erklärungs- und Deutungsversuche, Glorifizierung (jedes, aber auch jedes Wort wurde im Original übernommen, im Laufe Brodscher Neuausgaben und Sichtungen ohne zu große zeitliche Sorgfalt); sprachliche Deutungsversuche: Ich bin der Meinung, dass Kafka einfach die Grammatik nicht 100%ig beherrschte; ein Indiz, z. B. bei schnellem Schreiben, vor allem abends und in Zeitnot, macht man (machte er) einiges Nebensächliche verkehrt, -die Redigierung fehlt.
Trotz allem ist Kafka ein großer Autor!

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