Wenn
man nur die äußere Welt kennen lernt, verpasst man vieles.
Wer
nur die äußere Welt kennen gelernt hat, hat vieles versäumt.
KAFKA
Eines
schönen Tages kam Franz K. in ein einsam gelegenes Dorf in der Hohen
Tatra, Niemiec.
Er
kehrte im dortigen "Dorfgasthaus" ein und bestellte sich
erstmal ein Viertel. Die Bedienung, eine nette Dame gesetzteren
Alters, nahm die Bestellung entgegen, lächelte und sagte: "Fremde
verirren sich selten nach Niemiec."
Sie
brachte den Weißwein, denn um einen solchen handelte es sich: "Wohl
bekomms." Franz, der eine weite Reise hinter sich hatte, lehnte
sich zurück, dachte an einen Wald-Spaziergang, den er zur Verdauung
unternehmen wollte, denn er beabsichtigte auch eine Kleinigkeit zu
speisen. "Der Wein schmeckt aber nach Satz", dachte er:
"Wirtinnn..."
Er
erwachte: "Niem...", erneut explodierte etwas in seinem
Gehirn.
"Der
Waldspaziergang, Seiltanz." - "Unterm Bett!" Gedanken.
"War es die Bedienung? Wer war es?" Dämmer. Schmerz,
Explosion, nichts. Die Zeit bestand nur noch aus Qual.
!?Alles
Denken ist vorbei?!
"Warum,
ich wollte doch nur!"
Da
durchbohrte sein Herz den Pflock.
Schweigend
trägt die Prozession den Fremden zu Grabe.
"Die
Aeroplane in Brescia und andere Texte" begonnen...
Unvollendet
Kafka
wühlt die eigenen Urängste in einem, in sich selbst, auf.
Ich
glaube, vieles von Kafka zu verstehen, unter anderem, dass es bei
einigen Stories nichts zu verstehen gibt, sie einfach unvollendet
sind. Gute oder schlechte, auch mittelmäßige Ideen, Spontaneinfälle
wurden nicht zu Ende geführt (Unzufriedenheit mit der Geschichte,
dem Inhalt stellte sich ein), weil sie eben einer Augenblicks-Idee
entsprangen und dann nicht in letzter Konsequenz durchgeführt wurden
oder konnten: Müdigkeit, der regelmäßige Arbeitstrott im Büro
(der Zeitaufwand!), erlahmendes Interesse, Selbstzweifel, der Faden
konnte nicht mehr richtig aufgenommen werden, riss, Hypochondrie,
tatsächliche Krankheiten, zum Ende (des Lebens) hin, auch Nachlassen
der geistigen Potenz, Konzentrationsmängel, Lethargie.
Ein
weiterer Grund für die Mystifikation ist die kommerzielle
Ausschlachtung durch M. Brod und verschiedene Verlage: das
Aus-dem-Zusammenhang-Reißen, die vielen Erklärungs- und
Deutungsversuche, Glorifizierung (jedes, aber auch jedes Wort wurde
im Original übernommen, im Laufe Brodscher Neuausgaben und
Sichtungen ohne zu große zeitliche Sorgfalt); sprachliche
Deutungsversuche: Ich bin der Meinung, dass Kafka einfach die
Grammatik nicht 100%ig beherrschte; ein Indiz, z. B. bei schnellem
Schreiben, vor allem abends und in Zeitnot, macht man (machte er)
einiges Nebensächliche verkehrt, -die Redigierung fehlt.
Trotz
allem ist Kafka ein großer Autor!
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