Deshalb
Spaziergänge mit K. (einmal im Monat oder so)
Karmamita
kennt mich nicht, so wie ich bin, sondern wie ich war, im ersten
Oberstufenjahr war ich einfach gut drauf, aber da kannte ich Karma
noch nicht, d.h. begehrte sie nicht, die kleine, graue Maus; sie
wurde im Laufe der Zeit erwachsen, entwickelte sich ebenso wie ich,
nur sie weiß das nicht, Scheiße. Im zweiten
Einführungsphasenhalbjahr war ich weder besonders drauf noch sah ich
gut aus (habe in den Sommerferien gelegentlich gearbeitet, das
zerstörte irgendwie mein gewöhnliches, körperunbetontes Verhalten,
meine Essgewohnheiten, ja, sogar das verdiente Geld warf mich etwas
aus der gewohnten Bahn), außerdem hatte Karmamita einen Freund, da
waren meine Aktivitäten eh eingeschränkt. Ich glaube, dass ihr Bild
von mir ziemlich eingeschränkt ist, wie meins auch (denn sie war am
Freitag zwar von Männern umgeben, die auf Stuhllehnen oder Stühlen
saßen, mit denen sie sprach, sie stand [als kleine Königin dieser
Gruppe], teilweise ein Bein auf einen Stuhl gestellt, angewinkelt,
was ihren Hintern betonte; alles Männer, die Karmely kennt,
Schulstundenkameraden und so, die sie bestimmt auch attraktiv finden,
die Singles unter ihnen wären bestimmt nicht K.-abgeneigt [so schwul
kann doch kein Mann sein], dennoch wäre wohl kaum einer auf
Karmamita gekommen, wenn ich jemandem von der schönsten Frau im Raum
vorgeschwärmt hätte, würde ich von gut aussehend sprechen, würde
sie schon zu den Ausgesiebten zählen: Ich starrte sie auch nicht an,
das ist nicht mein Niveau, aber mein Blick kehrte regelmäßig zu ihr
zurück, in Relation zu den anderen Menschen ruhte er ewig auf
Karmamita, aah, ihr ist es aufgefallen [vielleicht auch noch einem
Boy, der mich begrüßte, wo ich ihn doch nie grüße], dass ich
öfters in ihre Richtung schaute, d.h. mein Interesse an ihr hat die
Novemberlüge, dass sie die schönste Frau der Welt sei, als sie
mittelprächtig aussah, bei ihr fixiert), dass sie eine absolut
phantastische Frau sei: super schön, intelligent (Mathe-genial),
nett, herausragend anschauungswürdig. Und gesprächsmäßig geht es
wirklich mit uns ab, sie redet so wie meine Literaturfigur. Was war
zuerst da? Die Literaturfigur K. oder K? Karmamita. Kafka, Kerstinah.
Und dann auch noch K., na ja, selbstverständlich würde sie sich
identifizieren können, wenn sie das GEL-Manuskript lesen würde,
aber so gesehen, habe ich nichts zu verbergen: Mein Schreiben ist
zwar subjektiv, dennoch ist K. relativ objektiv dargestellt, ihr
wurde von mir nichts gestohlen! Und deshalb monatlich ein Spaziergang
mit K., dann kann sie mein "Geld allein macht glücklich"-Werk
auch lesen, bevor es publiziert wird, also vor all den anderen
Käufern: Warum sollte gerade K. meine Bücher nicht sammeln?