Die
Schminke
Ich
halte nicht sehr viel von Schminke, aber da es sie nunmal gibt...
Ado
steht sie ausgezeichnet, wenn er dezent aufträgt. -Fällt mir gerade
dazu ein: Brod hat Kafka verfälscht, falls er, wie er schrieb,
"offensichtliche grammatische Fehler" behob: "wenn er
dezent aufträgt" ist in diesem Kontext grammatisch falsch, es
müsste "wenn er 'sie' dezent aufträgt" heißen. Aber dann
wäre meine Intention ausgelöscht, die dem Leser die Interpretation
dieser Sprachspielerei überlässt: Steht Ado dezent aufgetragene
Schminke gut oder trägt er zurückhaltend auf (gibt er ein bisschen
an) oder beides oder trifft keine von beiden Möglichkeiten zu (meine
subjektive Meinung kann man aus dem bisher über Ado Gesagten
herauslesen [oder auch nicht?], wenn man ihn persönlich kennt, kann
man sich ein eigenes Urteil bilden, ihn anschauen, fragen, Bilder
vorzeigen lassen u. a.); oder einfach intellektuelle
Sprachverliebtheit ("Entschuldige, Ado!"), oder?
Wie
also konnte Brod, ein Handwerker, "Fehler" erkennen, bei
einem leider selbst verkannten, schriftstellerischen Genie, dessen
Ideen, Geistesblitze, Impulse, Intentionen, Zufallsprodukte man
einfach nicht nachvollziehen kann.
Es
zählt nur das Ergebnis! Auch wenn es Millionen
Interpretationsversuche geben wird.
Um
auf mein einfaches Beispiel zurückzukommen: Ich wollte etwas über
Schminke schreiben, Ado fiel mir dazu ein (er war am Mittwoch dezent
geschminkt; sie stand ihm hervorragend), ich vergaß das "sie",
überlas den Satz noch einmal, das Ergebnis gefiel mir, Kafka und
Brod fielen mir ein, eine ganze Assoziationskette entstand im Geiste
vor mir, ich folgte ihr (die Schminke wurde nebensächlich, -ich
werde darauf zurückkommen, beim NN).
Warum
soll ich bekannten Pfaden folgen, wenn sich mir neue erschließen?
Sicherlich
könnte ich nach grammatischen (oder heißt es grammatikalischen?)
Regeln schreiben, wenn ich sie lernen würde, aber ich habe weder die
Zeit noch die Lust dazu, bin Creaisator, also auch Wortschöpfer;
warum sollte ich die Grammatik nicht erweitern, wenn ich die
Möglichkeit dazu habe?
Genauso
oder ähnlich war es bei Kafka sicher auch, aber Tote können sich
nicht selbst wehren, deshalb meine Fürrede. Kafka hatte seine
kritisierbaren Fehler, als Mensch, nicht als Schriftsteller!
Schluss
damit, vorläufig.
Ich
fühle mich deswegen zu Kafka hingezogen, weil mein inneres Erleben
unverhältnismäßig groß ist, zum äußeren: In Träumen aufgehen,
aber es ist nur ein Wunschtraum, der reale Traum ist vordergründig,
bestimmend, dominant.
-Als
Ordner war Brod ganz gut (zu seinem finanziellen Vorteil); beide
"Regeln" sind richtig (ich habe im Duden nachgeschlagen).
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