Freitag, 1. Juli 2016

Ado, Kafka, Brod und Schminke

Die Schminke
Ich halte nicht sehr viel von Schminke, aber da es sie nunmal gibt...
Ado steht sie ausgezeichnet, wenn er dezent aufträgt. -Fällt mir gerade dazu ein: Brod hat Kafka verfälscht, falls er, wie er schrieb, "offensichtliche grammatische Fehler" behob: "wenn er dezent aufträgt" ist in diesem Kontext grammatisch falsch, es müsste "wenn er 'sie' dezent aufträgt" heißen. Aber dann wäre meine Intention ausgelöscht, die dem Leser die Interpretation dieser Sprachspielerei überlässt: Steht Ado dezent aufgetragene Schminke gut oder trägt er zurückhaltend auf (gibt er ein bisschen an) oder beides oder trifft keine von beiden Möglichkeiten zu (meine subjektive Meinung kann man aus dem bisher über Ado Gesagten herauslesen [oder auch nicht?], wenn man ihn persönlich kennt, kann man sich ein eigenes Urteil bilden, ihn anschauen, fragen, Bilder vorzeigen lassen u. a.); oder einfach intellektuelle Sprachverliebtheit ("Entschuldige, Ado!"), oder?
Wie also konnte Brod, ein Handwerker, "Fehler" erkennen, bei einem leider selbst verkannten, schriftstellerischen Genie, dessen Ideen, Geistesblitze, Impulse, Intentionen, Zufallsprodukte man einfach nicht nachvollziehen kann.
Es zählt nur das Ergebnis! Auch wenn es Millionen Interpretationsversuche geben wird.
Um auf mein einfaches Beispiel zurückzukommen: Ich wollte etwas über Schminke schreiben, Ado fiel mir dazu ein (er war am Mittwoch dezent geschminkt; sie stand ihm hervorragend), ich vergaß das "sie", überlas den Satz noch einmal, das Ergebnis gefiel mir, Kafka und Brod fielen mir ein, eine ganze Assoziationskette entstand im Geiste vor mir, ich folgte ihr (die Schminke wurde nebensächlich, -ich werde darauf zurückkommen, beim NN).
Warum soll ich bekannten Pfaden folgen, wenn sich mir neue erschließen?
Sicherlich könnte ich nach grammatischen (oder heißt es grammatikalischen?) Regeln schreiben, wenn ich sie lernen würde, aber ich habe weder die Zeit noch die Lust dazu, bin Creaisator, also auch Wortschöpfer; warum sollte ich die Grammatik nicht erweitern, wenn ich die Möglichkeit dazu habe?
Genauso oder ähnlich war es bei Kafka sicher auch, aber Tote können sich nicht selbst wehren, deshalb meine Fürrede. Kafka hatte seine kritisierbaren Fehler, als Mensch, nicht als Schriftsteller!
Schluss damit, vorläufig.
Ich fühle mich deswegen zu Kafka hingezogen, weil mein inneres Erleben unverhältnismäßig groß ist, zum äußeren: In Träumen aufgehen, aber es ist nur ein Wunschtraum, der reale Traum ist vordergründig, bestimmend, dominant.
-Als Ordner war Brod ganz gut (zu seinem finanziellen Vorteil); beide "Regeln" sind richtig (ich habe im Duden nachgeschlagen).
 

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